In diesem Beitrag in der Reihe „Praxistipps für Behandler“ rege ich Lösungen an, wenn dir in der Praxis, sehr skeptische Klienten begegnen und ich zeige dir, wie du deren Vertrauen in EFT stärken kannst, um damit ihre Compliance zu erhöhen.
Was verstehen wir denn unter Compliance?
Der Begriff Compliance wird in der Medizin oder in der Therapie im allgemeinen wie folgt definiert:
Compliance ist die Bereitschaft eines Patienten zur aktiven Mitwirkung an therapeutischen Maßnahmen.
(Wörterbuch Oxford Languages)
Ursprünglich stammt der Begriff aus der Betriebswirtschaftslehre und bezeichnet vor allem die Einhaltung von Regeln und die Überwachung derselben. In vergangener Zeit wurde das in der Medizin so ausgelegt, dass ein Patient den verordneten Maßnahmen seines Arztes Folge zu leisten hat. Heute ist es jedoch nicht mehr angebracht, im Rahmen einer heilenden Tätigkeit von „Regelkonformität“ zu sprechen.
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- Der Klient oder Patient von heute sieht sich als eigenverantwortlicher Partner in einer Maßnahme, die seiner Gesundheit dienen soll. Im besten Fall bringt er seine tiefe innere Bereitschaft mit, Heilen zu wollen und dabei so gut als möglich mitzuwirken.
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- Der Behandler von heute sieht sich nicht mehr als Autoritätsperson, der ohne Widerspruch Gehorsam geleistet werden muss. Im besten Fall bringt er ein aufrichtiges Interesse für den zu behandelnden Menschen auf und versucht, die bestmögliche Heilweise für ihn aufzuzeigen.
Um ein positives Ergebnis einer medizinischen oder therapeutischen Maßnahme zu erreichen, müssen also sowohl der Behandler als auch der Behandelte wichtige Voraussetzungen mitbringen. Das gilt unabhängig von der angewendeten Intervention.
Wie es dir als Behandler gelingt, die generelle Compliance deines Klienten zu stärken
Vielleicht fällt es dir von Natur aus sehr leicht, mit deinem Klienten ein gutes Arbeits-bündnis herzustellen und eure Zusammenarbeit verläuft harmonisch und fließt natürlich vor sich hin.
Was aber, wenn du mit einem Klienten nicht so richtig „warm“ wirst, wenn er skeptisch bleibt und wenig Anstalten macht, deine angeregten Maßnahmen zu unterstützen? Ist es dir schon begegnet, dass ein Klient häufiger absagt, zu spät kommt oder den erreichten Erfolg einer Sitzung anzweifelt?
Was könnte da schief laufen?
Ganz unabhängig davon, mit welchem Tool oder Verfahren du mit ihm arbeitest, gibt es generelle Überlegungen, die dir dann weiterhelfen. Die erste Frage, die du dir stellen könntest ist:
„Hat mein Klient genügend Vertrauen zu mir als Person?“
Es ist tatsächlich so, dass wir als Behandler aktiv die Beziehung gestalten müssen. Der Klient bringt zwar eine Art Vorschussvertrauen mit, aber danach entscheidet unser Verhalten, ob sich das festigen kann.
Vertrauen ist das A und O
Je nach Erfahrung und Lebenshintergrund eines Menschen könnte es sein, dass er einfach deutlich länger braucht, um Vertrauen zu einem Behandler aufzubauen. Das Vertrauen zählt aber als die wichtigste Voraussetzung für einen möglichen Erfolg einer Behandlung. Man sagt, dass die Wirksamkeit einer Maßnahme zu 70% vom Gefühl des Klienten abhängt, gut aufgehoben zu sein. Vertrauen erzeugt eine sichere Verbindung und deshalb ist es so wichtig, genau daran zu arbeiten.
Vertrauen schaffst du an oberster Stelle durch eine gute Kommunikation. Sicherlich hast du eine Technik erlernt, die dir zeigt, wie du mit Sprache eine gute Beziehung zu deinem Gegenüber herstellst. Durchstöbere wenn nötig nochmal gründlich deine Unterlagen dazu. Exemplarisch zähle ich hier nur einige der wichtigsten Zutaten auf:
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- Gutes Zuhören ist der stärkste Joker, den du einsetzen kannst!
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- Wirklich aufmerksam dem Gesagten zu folgen hilft dir, die Worte deines Klienten exakt wiederzugeben. So fühlt er sich von dir verstanden.
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- Sein Anliegen in der Tiefe zu erfassen, ist für ihn ein Beweis deines aufrichtigen Interesses an ihm.
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- Nonverbale Signale zu erkennen, lässt dich zeitnah und angemessen reagieren.
Wie du seine Compliance gezielt für die Arbeit mit EFT stärken kannst
Hast du die Sache mit dem Vertrauen geklärt, stellt sich die nächste Frage für dich:
„Wie gut und fundiert ist meine Aufklärung?“
Vertrauen und Sicherheit baust du ebenfalls auf, indem du Informationen lieferst. Am besten in einer möglichst klaren und verständlichen Sprache. Damit zeigst du deine fachliche Kompetenz und stärkst sein Gefühl, in dir den richtigen Behandler gefunden zu haben.
Aufklärung ist natürlich generell wichtig, aber bei EFT steht das vielleicht noch mehr im Fokus. Es ist ein Verfahren, das den Menschen unter Umständen suspekt erscheint und was sie nicht direkt verstehen. Nur wenn ein Klient wirklich versteht, was da vor sich geht, wird er sich dem Prozess „hingeben“ können.
Verstehen schafft Sicherheit!
Überlege doch einmal:
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- Welche Erklärung für EFT hat dich selbst überzeugt?
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- Was ist für dich selbst logisch und nachvollziehbar ?
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- Welche der möglichen Erklärungen passen am besten zu deinem Klienten?
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- Wie schaffst du es, deine eigene Überzeugung in Worte zu fassen und deinem Gegenüber auf möglichst klare Weise darzulegen?
In meinem Video über die Wirkweise von EFT gehe ich auf verschiedene Aspekte ein. Schau es dir gerne in Ruhe an und entscheide selbst, welches Erklärungsmodell dir am besten entspricht. Wenn du meinen Grundkurs absolviert hast, geh auch gerne nochmal die ersten beiden Einheiten in Ruhe durch oder bitte einen Partner aus der Übungsgruppe um eine gemeinsame Demonstration.
FUNDAMENTAL: Klopfst du regelmäßig für DEINE Themen? Bist du selbst von der Anwendung überzeugt oder „schluderst“ du? Eventuell aus Bequemlichkeit? Vielleicht auch sogar, weil du denkst, dass es in diesem speziellen Fall sowieso nicht wirken kann?
Bitte bedenke, dass dein Klient dem (EFT) Verfahren nur so weit vertrauen kann, wie du es selbst tust!
Der Nutzen einer Sache muss klar erkennbar sein!
Eine weiterer wichtiger Aspekt für die Motivation deines Klienten ist die Frage:
„Erkennt mein Klient, dass es wirkt, was wir tun?“
Die Menschen spüren bei jeder EFT-Sitzung eine Wandlung, ganz gleich, welcher Art sie ist. Kann dein Klient jedoch realisieren und glauben, dass das, was sich da verändert hat, wirklich auf eure Zusammenarbeit zurückzuführen ist? Gerade die Klopftechnik bringt ja manchmal rasant schnelle Veränderungen und es wirkt zu schön um wahr zu sein. Deshalb ist es deine Aufgabe, jeden kleinen Fortschritt sichtbar zu machen, indem du ihn deinem Klienten zu Bewusstsein bringst.
Wenn ein Mensch bemerkt, dass eine Intervention ihm wirklich geholfen hat und seinen Alltag verbessert, dann kommt er wieder! Er will dann einfach mehr davon und macht begeistert mit. Und zwar so lange, bis es ihm so gut geht, wie er sich das zu Beginn gewünscht hat.
Der Schlüssel dazu ist: saubere Arbeit und ich erwähne hier einige Punkte.
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- Bereite ihn darauf vor, was während des Klopfens geschehen wird.
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- Arbeite ganz klar und sauber mit dem SUD – er ist dein einfachster Trumpf im Spiel.
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- Sei selbst ganz bei der Sache und spiegle ihm alles, was du wahrnimmst.
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- Wenn es ihm im Laufe der Klopfsequenz besser geht, erwähne, was du siehst.
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- Frage ihn bei seinem nächsten Besuch explizit danach, was sich durch das gelöste Problem in seinem Alltag geändert hat.
Wie du deinem Klienten den Sinn von Compliance nahebringst
Wenn du die besten Voraussetzungen geschaffen hast, kannst du auch auf ganz direkte Weise deinen Klienten mit ins Boot holen:
„Sage ihm, was du von ihm erwartest!“
Ja, ganz richtig gelesen! So, wie ein Klient von uns eine gute Leistung erwarten darf, so können und dürfen wir umgekehrt auch von ihm etwas erwarten. Der Erfolg unserer Zusammenarbeit hängt davon ab, dass wir ein Team sind. Hier dürfen wir klar und eindeutig sein und unsere sehr begrenzte „Macht“ aufzeigen. Wir können keine Wunder bewirken und Probleme wegzaubern. Auch können und wollen wir niemanden dazu umprogrammieren, ein schädigendes Verhalten durch ein anderes zu ersetzen. Es braucht dazu immer die eigene Motivation des Klienten und seine Bereitschaft, diese aufzubringen und zu stärken.
In meiner Praxis habe ich folgende Maßnahmen als hilfreich empfunden:
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- Im Erstgespräch weise ich bereits darauf hin, dass ich „Hausaufgaben“ für den Alltag mitgeben werde. Natürlich erkläre ich jeweils den Sinn und den Hintergrund und mache auf empathische Weise deutlich, was der Gewinn daran ist.
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- Ich ermuntere den Klienten dazu, ein Klopftagebuch zu führen und seine Erlebnisse beim Klopfen zu dokumentieren.
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- Zu Beginn jeder weiteren Sitzung erfrage ich aktiv seine Erfahrungen mit der Hausaufgabe.
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- Ich schätze jedes Zeichen seiner eigenen Mitarbeit und lasse ihn das auch wissen.
Ja, das waren nun einige meiner Anregungen rund um das Thema. Natürlich könnte man damit ein Buch füllen. Wenn du mehr darüber wissen willst, frage im nächsten Arbeitskreis danach.
Oder schreibe in den Kommentaren deine Fragen und Anregungen für mich.
Viel Erfolg für dich und deine Klienten wünsche ich dir!
Herzliche Grüße,
Regina
Tipp: „Wie du die Compliance für EFT stärken kannst“ gibt es auch als Video
Hier gebe ich noch ein paar Klopf-Tipps dazu und wenn du magst, schau einfach rein.
p.s. In meinem Grundkurs gebe ich praxiserprobte Tipps zu solch allgemeingültigen Themen rund um die Arbeit als Behandler.
Hallo liebe Regina,
danke dafür, dass Du dieses Thema so wunderbar zusammengefasst hast und die Wichtigkeit unterstreichst. Wir arbeiten in unserer Praxis mit dem intimsten, was der Mensch für sich innehat, seine Emotionen, Gedanken und Gefühle. Er kann diese uns gegenüber im geschützten Raum mit seinen Worten und Gesten verpacken und auspacken. Hierzu ist eine intakte Compliance unabdingbar. Dazu trägt, wie Du hier schreibst, Aufklärung über den Wirkzusammenhang von EFT stärkend bei. Kurz gesagt, praxisnah treffend, vermittelnd, schnörkellos und auf den Punkt. Dies ist so wertvoll. Beste Grüße Michael.
Guten Morgen lieber Michael, vielen Dank für deine wertvolle Rückmeldung. Ich freue mich sehr über unsere gute Zusammenarbeit als Kollegen und schätze deine Achtsamkeit im Umgang mit Menschen. Danke 🙂
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